Evas Heimat

Wir baten euch zur Revision und damit, uns zu schreiben, was sich für euch hinter dem Begriff Heimat verbirgt. Und das hat Eva von Leben im Wandel getan.


Hast du woanders als an dem Ort, an dem du aufgewachsen bist, eine Heimat gefunden? Was macht diesen Ort zu deiner Heimat?
Ist Heimat dort, wo ich geboren und aufgewachsen bin? Oder dort, wo ich mich durch meinen ständigen Aufenthalt zu Hause fühle? Gibt es einen Unterschied zwischen Heimat und zu Hause? Ja, für mich schon. Meine Heimat ist und bleibt die Kleinstadt, an der meine Kindheitserinnerungen hängen, die guten wie die schlechten. Deshalb wird es auch immer meine Heimat bleiben. Aber zu Hause ist es nicht mehr, seitdem ich ausgezogen bin – oder war es das je?

Was oder wo ist dieses zu Hause? Bestimmt das die Stadt, in der ich wohne, meine Wohnung oder die Menschen mit denen ich mich täglich umgebe? Ich habe lange in mich hinein gehorcht und eben an solche Momente gedacht, in denen ich mich nach zu Hause gesehnt habe. Was von alledem habe ich vermisst? Nun, ich kann sagen, dass es meine kleine Familie, mein Mann und mein Sohn waren, deren Fehlen mich am meisten schmerzte. Trotz allem Neuen und Spannenden, waren es auch die gewohnte Umgebung, der Geruch meiner Wohnung und meine eigene Ordnung, die mir fehlten. Also was macht ein zu Hause nun aus? Wenn ich meine Jungs um mich habe und mich in der Stadt oder Gegend, in der ich wohne, ohne Karte zurecht finde, dann bin ich angekommen. Seit einigen Jahren ist das Berlin.

Wenn du an die Heimat und was sie für dich bedeutet denkst, wann hast du dich am weitesten entfernt gefühlt?

Als im vergangenen Herbst vier Wochen allein in Oslo war. Ich bin freundlich aufgenommen worden, hatte liebe Menschen um mich und habe am Familienleben inklusive Kinder teilgenommen. Aber es hat etwas entscheidendes gefehlt: meine eigene kleine Familie.

Wie hat es sich angefühlt, nach der Abwesenheit zurückzukehren?

Selbst nach einem Heimatbesuch, der nie ohne irgendwelchen Stress verläuft, fühlt es sich unglaublich gut an, in die eigenen vier Wände zurück zu kehren – selbst wenn die Familie dabei war. Aber nach der Zeit in Oslo habe ich mich so sehr nach der Nähe und dem vertrauten Geruch der beiden gesehnt, dass ich es kaum erwarten konnte, aus dem Flugzeug steigen und endlich meinen Koffer vom Gepäckband nehmen zu können, um von ihnen empfangen zu werden.

Umgibst du dich, während du weg bist, mit etwas, was dich an die Heimat erinnert?

Nicht an die Heimat, aber an zu Hause. Mein Liebster hat mir zu meinem ersten gemeinsam gefeierten Geburtstag einen Wolf im Schafspelz geschenkt. Der sollte ein Ersatz für ihn sein und mich immer dann begleiten, wenn er nicht dabei sein kann. Und tatsächlich war er in Boston, Oslo, ja sogar im Kreissaal (obwohl er auch da war) und manchmal auch bei Prüfungen dabei ;) Fotos von den beiden helfen mir über längere Durststrecken, wenngleich sie auch wehmütig stimmen.

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