Annes Gedeck

Was ist gutes, schnörkelloses Essen? Das haben wir euch gefragt. 
Bei Anne von Annesammenmärchen kommt Pickert auf den Tisch.


Hast du ein Geschirrstück, Besteck oder Küchenutensil, das du besonders gern benutzt? Verbirgt sich dahinter eine Geschichte?
Lange hatte ich das Glück, meine Großeltern immer um mich zu haben. Sie waren präsent. Ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Erst vor kurzen lernte ich die schmerzliche Erfahrung kennen, zu verlieren. Und jetzt, zu vermissen. Seitdem haben sich ganz leise und langsam überall in meine Wohnung und in meinen Alltag Gegenstände bewegt, die mich an meine Großeltern erinnern. Besonders in der Küche – wohl auch der Ort, den ich am stärksten mit ihnen verbinde. Es gibt einen hölzernen Kochlöffel. Ich verwende ihn fast jeden Tag. In meiner Erinnerung zieht er gleichmäßige Kreise in einem Puddingtopf. Ein ganz eigenes Geräusch – Holz auf Metall. Ich auf dem Küchentisch, die Beine baumelnd, den großen Topf auf dem Schoß und die cremigen Vanillereste von dem Boden kratzend. Mit diesem Holzlöffel.

Gibt es Sprichwörter über das Essen oder besondere Ausdrücke, die man nur in deiner Region kennt?
Ich komme aus dem Lipperland. Hier isst man deftig. Grünkohl, Steckrüben und Lippischen Pickert. Pickert ist eine Art Pfannkuchen, bestehend aus Mehl, Wasser, Hefe, Eiern, geriebenen Kartoffeln und Rosinen. Kommt er heiß aus der Pfanne, isst man ihn mit Butter, Apfelbrei und – nicht jedermanns Geschmack – lippischer Leberwurst. Ein Traditionsgericht, was es bei uns nicht häufig, aber regelmäßig gab.  Meine Oma kochte konventionell lippisch, meine Mutter hingegen, die das Kochen in der Provence lernte, liebte das experimentelle Kochen mit verschiedenen Kräutern und Gewürzen.

Welche Düfte / Gerichte / Gewürze etc. verbindest du mit deiner Kindheit? 
Mittags kam die Familie zusammen. Immer. Unter der Woche aßen wir bei meinen Großeltern, am Wochenende kochte meine Mama. Kam man nach der Schule in die Küche meiner Oma, roch man salzige Kartoffeln, saftigen Braten oder süße Pfannkuchen. Eins hatten alle Gerichte miteinander gemein – eine feine Butternote. Dann durften wir in alle Töpfe schauen und schon einmal vorab kosten. Wenn meine Mutter kochte, zog ein intensiver Geruch durch den Garten, sodass wir Kinder nur darauf warteten, endlich zum Essen gerufen zu werden. Thymian, Salbei, Rosmarin, Minze. Oft schickte Mama uns mit der Küchenschere in den Garten, um Kräuter zu schneiden. Später fand man sie im Essen – meistens noch am ganzen Stiel. Es roch nach Tomaten, Wein und Knoblauch. Nach Ingwer, Chili und Muskat. Meine Mama backte nicht gern, aber sie kochte den besten Grießpudding. Er roch nach Vanille und frischer Zitronenschale und bis heute koche ich ihn, wenn ich krank im Bett liege.

Worauf achtest du beim Einkaufen / Kochen / Essen?
Ich habe viel von meiner Mama gelernt. Schon früh durfte ich ihr beim Kochen helfen. Rühren, schneiden, kosten. Seither koche ich selbst. Früher auf einem kleinen elektrischen Kinderherd, heute in meiner eigenen Wohnung. Kochen ist für mich die sinnlichste Art kreativ zu sein. Essen, Trinken, Kochen. Das heißt Geselligkeit, Lebenslust und Genuss. Es ist ein unübertreffliches Gefühl, einen unbekannten Geschmack zu entdecken. Der Gaumen lernt nie aus.
Trotzdem finde ich es wichtig, dass man bewusst isst. Erst seit ein paar Jahren setze ich mich kritisch mit den Nahrungsmitteln, die ich meinem Körper täglich zuführe, auseinander. Was esse ich? Tut es meinem Körper gut? Wie fühle ich mich nach dem Essen? Der Junge, mit dem ich mein Leben verbringe, hat Diabetes. Zucker ist ein fester Bestandteil unseres täglichen Lebens. Wir versuchen zu verzichten. Der Körper braucht Zucker. Aber er braucht keine Saccharose. Er bekommt Zucker durch Obst, Milch oder Brot. Trotzdem möchten wir Genuss nicht aufgeben. Wir suchen stetig nach Alternativen. Seit ein paar Monaten haben wir die pflanzliche Süße Stevia für uns entdeckt. Eine gute Möglichkeit, Gebäck und Desserts jeglicher Art zu süßen. Etwas ungewohnt anfangs, da die Konsistenz nicht mit den Zuckerkristallen zu vergleichen und der Geschmack etwas bitterer ist, doch inzwischen für uns eine echte Alternative.


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