Jans Heimat

Wir baten euch zur Revision und damit, uns zu schreiben, was sich für euch hinter dem Begriff Heimat verbirgt. Und das hat Jan getan.


Heimat ist für mich Vertrautheit. Ein Platz, der so ist, wie ich ihn geschaffen habe. Mit all den Spuren, die man bisher dort hinterlassen hat. Natürlich sind die nicht immer schön. Die wenigsten Kanten, Farbspritzer und Macken in Schreibtischen sind gewollt, aber sie sind vertraut. Ein Ort, an dem ich mich so ausleben kann, wie ich bin. Mitsamt der Stärken und (noch viel wichtiger) der Schwächen. Stärken versucht man in der Öffentlichkeit und an den meisten anderen Plätzen zu zeigen, Schwäche ist in der Heimat zu Hause.

Das Elternhaus ist für viele junge Menschen, so auch noch für mich, der Ort, welcher am meisten mit dem Begriff Heimat assoziiert wird. Wenn man neu in einer Stadt ist, dann muss die Vertrautheit erst unbewusst erzeugt werden, ein schleichender Prozess. Die ersten Anzeichen sind automatisierte Handlungen, wie z.B. das Kontrollieren des Briefkastens oder den Weg von einer Bahnstation nach Hause zu gehen, ohne sich über diesen Gedanken machen zu müssen. Man kann sich dann auf andere Gedanken konzentrieren. Oft bemerkt man die Heimat erst, wenn man lange an anderen Orten war. Gerüche, die im Normalfall andere Reaktionen heraufbeschwören würden, erwecken tief verankerte Erinnerungen und die dazu gehörigen Emotionen. Kalter Rauch, salzige Luft, Kaffeedunst und Hund sind das in meinem Fall. In den ersten (nicht eigenen) vier Wänden sind haufenweise Entwicklungsstadien zu betrachten, Spuren des eigenen Lebens, der Selbstfindung. Flecken auf dem Teppich, Poster von pubertären Interessen. Die Fußabdrücke der Entwicklung, zur Materie gewordene Reflexion. Ergebnisse des „Sich-fremd-werdens“.

Später wird das Heim im klassischen, gesellschaftlichen Sinne ein neues, wenn es mit einem anderen Menschen bereichert ist. Einer Person, der man vertraut, in dessen Gegenwart man sich authentisch verhalten kann. Auch hier sind Schwächen und Stärken wichtig. Bei der anderen Person glaubt man um beides zu wissen, im besten Fall natürlich auch über die eigenen. Jedenfalls existieren auch hier wenig Überraschungen, die Heimat ist kein Ort des Erschaffens, sie ist oft eine Auszeit davon. Entspannung und Ruhe, Geborgenheit.

Den zweiten Ort habe ich glücklicherweise noch nicht kennen gelernt, aber ich stelle ihn mir gern so vor. Die Zukunft kommt von allein.

Foto: Heimat Zine

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